Laura Cwiertnia liest aus ihrem Debutroman "Auf der Straße heißen wir anders".
Die Alte Sternwarte als Literaturturm – diese Idee stand Pate bei der Gründung der Literaturinitiative LeseZeichen. Da passt es gut, dass zur ersten Lesung in diesem Gebäude nach coronabedingter Pause und Umbau mit Laura Cwiertnia eine junge Autorin mit ihrem Debutroman begrüßt werden kann. In „Auf der Straße heißen wir anders“ fächert sie die verzweigten Pfade einer armenischen Familie auf, deren Erfahrungen so tiefgreifend sind, dass sie noch Generationen später nachhallen. Ihr Leben ist von Ortswechsel, von Ankunft und Abreise geprägt. In Karlas Familie wissen alle, wie es sich anfühlt, nicht dazuzugehören. Karla erlebt es als Kind in Bremen-Nord. Ihr Vater Avi in einer Klosterschule in Jerusalem. Die Großmutter Maryam als Gastarbeiterin in Deutschland. Die Urgroßmutter Armine auf den Straßen von Istanbul. Einfühlsam erzählt Laura Cwiertnia davon, wie es sich anfühlt, am Rand einer Gesellschaft zu stehen. Und davon, wie es ist, keine Geschichte zu haben, die man mit anderen teilen kann.
Mit ihrem von der Kritik sehr positiv aufgenommenen Roman erzählt die 1987 geborene Autorin aber nicht nur die Geschichte einer Familie. Autobiographische Elemente dürfen dabei durchaus vermutet werden, ist sie doch die Tochter eines armenischen Vaters und einer deutschen Mutter. Sie wirft ihren Blick auch auf die Geschichte des armenischen Volkes und die Traumata, die sie in ihrer Geschichte erleiden mussten. Mit ihrer Schilderung von verlassener Heimat und Neuanfang befindet sie sich in diesen ersten Monaten des Jahres 2022 plötzlich auf tragische Weise im aktuellen Geschehen.
Montag, 16. Mai, 18.00 Uhr, Alte Sternwarte Mannheim, A4
Eintritt 8,-- €.