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Schloss Bran

 

13. Station: Auf Draculas Spuren in Transsilvanien - Schloss Bran/Rumänien
02. August 2020

Vielleicht war es keine so gute Idee, den Mandanten der Kanzlei in seiner fernen Heimat persönlich aufzusuchen. Auf alle Fälle ist der erste Hinweis, den der junge Rechtsanwalt John Harker am Abend vor seinem Aufbruch zur letzten Etappe seiner Reise erhält, wenig vertrauenserweckend:

„Als ich ihn fragte, ob er Graf Dracula kenne und mir etwas über sein Schloss erzählen wolle, bekreuzigte er sich und dann seine Frau, und sie sagten, dass sie rein gar nichts wüssten und brachen einfach das Gespräch ab.“

Harker hatte sich aus dem fernen London auf den Weg nach Transsylvanien gemacht um mit dem Grafen Dracula dessen Übersiedlung nach England und den Erwerb einer Immobilie in der Nähe Londons zu besprechen. Und je länger er die Gastfreundschaft Draculas annimmt, desto öfter wird er sich an diesen Moment erinnern, denn immer merkwürdiger und gruseliger kommt ihm die Situation und seine Lage vor. Und dies ist auch nicht verwunderlich, befinden wir uns doch in dem Klassiker des Schauerromans schlechthin, der 1897 in London veröffentlicht wurde. Der irische Autor Bram Stoker schuf wohl den berühmtesten Vampir der Literaturgeschichte, der auch heute, mehr als 120 Jahre nach seinem ersten Erscheinen, nichts von seiner Faszination eingebüßt hat. Regelmäßig wird der Stoff in Filmen und Bühnenwerken neu bearbeitet und unzählige Adaptionen haben Eingang in Literatur, Musik und Kunstgeschichte gefunden.

Doch wer ist dieser Graf Dracula, der wohl seit Jahrhunderten die Tage in seinem Sarg verschläft und ihm des Nachts entsteigt,  sich vom Blut der Lebenden ernährt, sich in eine Fledermaus verwandeln kann  und über die Wölfe in den Wäldern rund um seine Burg gebietet? Die Burg, die wir heute im Rahmen unserer Europareise besuchen. Im ersten Moment ist man geneigt, ihn ins Reich der Fabel zu verweisen. Aber ist es nicht möglich, dass er vielleicht doch gelebt hat. Immerhin gab es im südöstlichen Teil des Habsburgerreichs, zu dem die Heimat Draculas ab dem Ende des 17. Jahrhunderts gehörte, immer wieder Gerüchte über Vampire, die nachts ihr Unwesen treiben würden. So wurde kurz nach dem Tod eines serbischen Soldaten und Bauern im Jahr 1732 eigens eine Untersuchungskommission, bestehend aus zwei Stabsärzten und einem Pfarrer, eingesetzt, die feststellen sollten, ob es sich bei dem verstorbenen Arnold Paole tatsächlich um einen Vampir handle. Schließlich gab es mehrere Dorfbewohner, die bezeugten, dass ihnen der gerade erst zu Grabe getragene Mitbewohner des Nachts begegnet sei und sie ihn bei seinen Untaten beobachtet hätten. Wenige Jahre zuvor wurde ebenfalls in Serbien ein Bauer wieder ausgegraben und auf bestialische Weise nochmals getötet indem ihm ein Pfahl durch sein totes Herz gestoßen wurde. Eine endgültige Tötungsart für Vampire, die uns im Roman von Stoker wieder begegnet. Diese Frage, ob Tote nicht doch wieder ins Leben zurück kehren können, bewegt die Menschen seit Urzeiten in allen Kulturkreisen.

Ein Ergebnis dieser Überlegungen, die je nach Betrachter zu hoffnungsfrohen oder sorgenvollen Rückschlüssen führten, sind die Vampirgeschichten, die schon seit Jahrhunderten durch Volksglauben und Sagenwelt geisterten und die sich im 19. Jahrhundert in der romantischen Literatur vielfältig niederschlugen. In einer Zeit, die stark von Aufklärung und technischem Fortschritt geprägt wurde, waren plötzlich irreale Schauergeschichten und mythische Phantasieerzählungen als Alternative zur so ermüdenden Realität gefragt und breiteten sich von England kommend in ganz Europa aus.
Stoker kannte diese Erzählungen genauso wie die alten mündlichen Überlieferungen und gab ihnen nun mit seinem Werk eine bis heute gültige Form. Entscheidend für diese Ausgestaltung war wohl auch ein historisches Werk, das ihm während der Vorbereitung seines Vampirromans in die Finger fiel. Er begegnete dabei dem mittelalterlichen Fürsten Vlad Tepes, auch Vlad der Pfähler genannt, der von 1431–1476 lebte und dessen Grausamkeiten noch Jahrhunderte später berühmt und berüchtigt waren und den Gegenstand zahlreicher Legenden und Sagen bildeten. Unter anderem wurde ihm nachgesagt, er habe das Blut seiner Opfer getrunken. Sein Beiname war Drăculea, was nichts anderes als Sohn des Drachen hieß. Der Name für die Hauptfigur des gerade entstehenden Romans war gefunden, ebenso die Region, in der er spielen sollte. Bis heute steht Dracula als Synonym für alle Vampire, die Figur Stokers wurde zum Urvater aller blutsaugenden Gestalten und Untoten.

Der so verewigte Fürst Vlad regierte im 15. Jahrhundert die Walachei, ein Fürstentum im Süden des heutigen Rumäniens gelegen. Damals war es Grenzgebiet zwischen dem Königreich Ungarn und dem mächtigen Osmanischen Reich, das die Oberhoheit über das Fürstentum beanspruchte. Nur mittels großzügiger Tributzahlungen waren die Sultane vom Bosporus bereit, die innere Autonomie des kleinen Staatsgebildes zu garantieren. Mit Heftigkeit warf sich Fürst Vlad zu Beginn seiner Regierungszeit gegen die osmanischen Ansprüche. Letztlich blieb er erfolglos, aber sein Ruf überdauerte die Jahrhunderte.

Ganz im Norden der Walachei, schon im Grenzgebiet, liegt Schloss Bran. Eine Ritterburg wie aus dem Bilderbuch. Hoch erhebt sie sich über Schlucht und Straße, die die Walachei mit Transsilvanien verbindet. Wie es sich für eine Burg im Grenzgebiet gehört, wechselte sie mehrmals den Besitzer. Seit vielen Jahrzehnten hat sie sich als die „Draculaburg“ positioniert und spielt diese Karte energisch im Kampf um Touristen. Auch wir besuchen sie heute auf unserer Europareise.

Aber ist dies so entscheidend? Die ganze Geschichte rund um Dracula ist mit viel Phantasie entwickelt worden. Und genauso können wir hier unsere Phantasie walten lassen. Die wuchtigen Türme und tiefen Verliese, die vielen Geheimtreppen und kleinen Verbindungsgänge, die zahlreichen Türen, von denen man nicht weiss, wohin sie führen. Denkt man da nicht unwillkürlich an den so bedauernswerten, im Schloss gefangenen und umherirrenden Rechtsanwalt Harker? Und wartet man beim Anblick der riesigen und wuchtigen Mauern nicht, dass gleich der Graf aus einem der Fenster klettert und sich im Stile einer Eidechse außen an seiner Burg hinunter ins Tal begibt? Erfreulich ist, dass bei der Gestaltung des Rundgangs durch die Burg auf den eigentlich erwartbaren Draculakitsch verzichtet wurde. Ein Zimmer wurde dem Autor und seinem Roman gewidmet. Ansonsten sehen wir eine Burg aus dem Mittelalter. Umso mehr Freiraum haben die eigenen Vorstellungen.

Aber ist dies so entscheidend? Die ganze Geschichte rund um Dracula ist mit viel Phantasie entwickelt worden. Und genauso können wir hier unsere Phantasie walten lassen. Die wuchtigen Türme und tiefen Verliese, die vielen Geheimtreppen und kleinen Verbindungsgänge, die zahlreichen Türen, von denen man nicht weiss, wohin sie führen. Denkt man da nicht unwillkürlich an den so bedauernswerten, im Schloss gefangenen und umherirrenden Rechtsanwalt Harker? Und wartet man beim Anblick der riesigen und wuchtigen Mauern nicht, dass gleich der Graf aus einem der Fenster klettert und sich im Stile einer Eidechse außen an seiner Burg hinunter ins Tal begibt?



Erfreulich ist, dass bei der Gestaltung des Rundgangs durch die Burg auf den eigentlich erwartbaren Draculakitsch verzichtet wurde. Ein Zimmer wurde dem Autor und seinem Roman gewidmet. Ansonsten sehen wir eine Burg aus dem Mittelalter. Umso mehr Freiraum haben die eigenen Vorstellungen.Aber ist dies so entscheidend? Die ganze Geschichte rund um Dracula ist mit viel Phantasie entwickelt worden. Und genauso können wir hier unsere Phantasie walten lassen. Die wuchtigen Türme und tiefen Verliese, die vielen Geheimtreppen und kleinen Verbindungsgänge, die zahlreichen Türen, von denen man nicht weiss, wohin sie führen. Denkt man da nicht unwillkürlich an den so bedauernswerten, im Schloss gefangenen und umherirrenden Rechtsanwalt Harker? Und wartet man beim Anblick der riesigen und wuchtigen Mauern nicht, dass gleich der Graf aus einem der Fenster klettert und sich im Stile einer Eidechse außen an seiner Burg hinunter ins Tal begibt? Erfreulich ist, dass bei der Gestaltung des Rundgangs durch die Burg auf den eigentlich erwartbaren Draculakitsch verzichtet wurde. Ein Zimmer wurde dem Autor und seinem Roman gewidmet. Ansonsten sehen wir eine Burg aus dem Mittelalter. Umso mehr Freiraum haben die eigenen Vorstellungen.

Als Draculaburg geeignet ist Schloss Bran auch durch seine Lage. Bram Stoker hat in seinem Roman nämlich eine etwas freie Kombination gewählt: Seinen Grafen entlehnte er der Walachei, die Handlung verlegt er aber ins benachbarte Transsilvanien. Der Mythos um Dracula hat dazu beigetragen, dass sich Transsilvanien heute bei vielen Menschen als eine geheimnisumwitterte Region in das Gedächtnis eingeprägt hat, von der man gar nicht sicher ist, ob es sie wirklich gibt oder ob sie auch die Erfindung eines Phantasieromans ist. Dabei ist es eine sehr reale Region, die vor allem den älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger unter ihrer deutschen Bezeichnung Siebenbürgen noch ein Begriff ist, waren die Siebenbürger Sachsen doch eine große Gruppe unter den Heimatvertriebenen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus Ost- und Südosteuropa gemeinsam mit den Flüchtlingen in ein kriegszerstörtes Land zurück kehren mussten, das ihre Vorfahren Generationen zuvor verlassen hatten um in dem von den Ost- und Westkarpaten fest umschlossenen Gebiet sesshaft zu werden. 


Eine Reise auf den Spuren Graf Draculas durch Rumänien wäre unvollständig, wenn sich dem Besuch auf Schloss Bran nicht eine ausgedehnte Rundfahrt durch dieses Transsilvanien, das wörtlich übersetzt „Land hinter den Wäldern“ heißt, anschließen würde. Der Name ist mehr als gerechtfertigt. Stundenlang führt uns die Fahrt durch dunkle Wälder. In den Transsilvanischen Alpen erreichen wir mit dem Nationalpark Reztat-Gebirge einen Urwald und es wundert uns nicht, dass neben den Wölfen Draculas sich auch Bären hier wohlfühlen.



Kulturhistorisch besonders interessant sind die zahlreichen und für diesen Landstrich so typischen Kirchenburgen. Teilweise auf einem Berg gelegen, oft auch von einem Dorf umgeben, sind Kirche und Kirchhof fest ummauert. Sie entstanden aus der Not der ständigen Gefahr der Türkenangriffe heraus und wurden zum Kennzeichen der deutschen Siedlungsgebiete. Heute sind sie großartig restauriert und laden zum Besuch. Gleiches gilt für die zentralen Städte des Siebenbürgens, Brasov, Sibiu und Cluj. In Deutschland sind sie unter ihren alten Namen Kronstadt, Hermannstadt und Klausenburg teilweise noch besser im Gedächtnis.



Wenn wir in diesem Sommer nur in Gedanken nach Siebenbürgen fahren können, so sind wir damit ganz nahe beim Autor des Dracularomans. Bram Stoker war nie in Rumänien. Nachdem ihn die Geschichte des brutalen Fürsten Vlad Tepes animiert hatte seine Handlung in dessen Heimat beginnen zu lassen, startete er intensive Recherchen. Er studierte in Bibliotheken und beschaffte sich Landkarten und alte Reiseberichte. Sein wichtigstes Hilfsmittel war ein Baedeker Reiseführer für das Kaiserreich Österreich-Ungarn, zu dem Transsilvanien zur Zeit der Entstehung des Romans gehörte. Eine Reise an den Ort der Handlung unternahm er aber nicht.

Als das Werk dann in den Schaufenstern der Buchhandlungen lag, war die Aufnahme, wie könnte es bei so einem Buch auch anders sein, sehr gemischt. Die Reaktionen bewegten sich zwischen entsetzt und begeistert. Während die einen die über den ganzen Roman aufgebaute Spannung bejubelten, wandten sich andere schockiert von den Blutorgien Draculas ab. Zusätzlich wurde die literarische Qualität und die Form des Werks in Frage gestellt. Stoker hatte sich für die klassische, aus dem 17. Jahrhundert stammende Romanform ohne durchgängigen Erzähler entschieden. Er kombinierte Briefe, Tagebucheinträge und angebliche Zeitungsausschnitte. Unterschiedliche Teile der Geschichte werden somit aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und insgesamt wird der Eindruck einer Dokumentation erweckt. Eine Form, die auf der einen Seite das Werk auch heute noch gut lesbar macht, aber zum Zeitpunkt der Veröffentlichung eben als antiquiert galt.



Erschwerend kam hinzu, dass Stoker kein in der Londoner Literaturszene etablierter Autor war. Er arbeitete als Manager des Lyceum Theatres Henry Irvings, des bedeutendsten Schauspielers seiner Zeit. Mit der Schriftstellerei wollte sich Stoker sein bescheidenes Einkommen aufbessern. Nennenswerte Bekanntheit erreichte nur sein Werk „Dracula“, dieses dafür umso nachhaltiger.

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Schloss Bran
Ein sehenswerter Bericht des Bayerischen Rundfunks über Transsilvanien wurde 2015 gesendet.
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