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Rückblicke

Rückblicke

Einige Impressionen und Berichte unserer vergangenen Veranstaltungen
Eine Lesung mit dem bekannten und erfolgreichen Schriftsteller Uwe Timm bildete den Auftakt der Arbeit des LeseZeichens im April 2018. Mit ganz unterschiedlichen Veranstaltungen und Lesungen entwickelte sich die Literaturinitiative schnell zu einem festen Bestandteil des Mannheimer Kulturlebens. Diese Seite bietet Gelegenheit zum Rückblick.

April 2018: Auftakt mit Schillerpreisträger Uwe Timm in der Alten Sternwarte

Zur ersten Veranstaltung des LeseZeichens konnte Helen Heber, die Vorsitzende des Vereins Stadtbild Mannheim und Mitinitiatorin des LeseZeichens, den renommierten Autor Uwe Timm begrüßen. Timm war am Vortag mit dem Schiller Preis, dem Literaturpreis der Stadt Mannheim, ausgezeichnet worden. Durch die Veranstaltung des LeseZeichens in der alten Sternwarte hatten die Mannheimerin und Mannheimer Gelegenheit, den Preisträger auch lesen zu hören. Das Angebot wurde begeistert angenommen. Die Besucherinnen und Besucher verteilten sich auf drei Etagen der Sternwarte. Nur die Gäste im Erdgeschoss konnten den Autor sehen. In der ersten und dritten Etage wurde die Lautsprecherübertragung verfolgt. Gebannt lauschten die Zuhörerinnen und Zuhörer. Die Atmosphäre erinnerte beinahe an die Radioübertragungen vergangener Zeiten.

Eine Reise ins alte Ägypten im März 2024

Zu einem literarischen Rundgang lud das LeseZeichen in die Sammlung „Ägypten Land der Unsterblichkeit“ in den Reiss-Engelhorn-Museen. Diese Ausstellung führt in die Welt der Götter und zeigt den Alltag der Menschen in der Antike. Viel Platz ist dem Totenkult gewidmet. Während des Rundgangs wurden den wertvollen Exponaten Texte aus dem Alten Ägypten zur Seite gestellt. Diese haben sich auf Papyri geschrieben oder in Stein gemeißelt über Jahrtausende erhalten, sind aber bei weitem nicht so bekannt, wie die Spuren dieser Epoche aus Gold, Stein oder Ton. Es sind beispielsweise autobiographische Texte, Märchen, Reiseberichte, Liebeslyrik und Klagelieder. Aus diesen überlieferten Dokumenten wählte Sammlungsleiterin Dr. Gabriele Pieke mit ihrem Team typische und besonders eindrückliche Passagen aus. Besonders überraschend waren beispielsweise das „Gespräch eines Mannes mit seinem Ba (= Seele)“ und der Reisebericht „Der Schiffbrüchige“. Bei den Reiseberichten schlugen Aktive des LeseZeichens den Bogen in die jüngere Vergangenheit. Mit Texten und Gedichten von Amelia Edwards, Gustave Flaubert und Rainer Maria Rilke stellten sie sich der Frage, wie Reisende im 19. Jahrhundert die ägyptischen Ausgrabungen wahrnahmen.

22. Oktober 2023: Lesung mit Behzad Karim Khani - Literatur trifft Fotografie

Kindheit und Jugend in einer Hochhaussiedlung war das verbindende Element, als sich bei dieser Lesung in den Reiss-Engelhorn-Museen Literatur und Fotografie, der Großraum Paris und Berlin-Neukölln aufeinandertrafen.
Gelesen wurde inmitten der Fotos des französischen Fotografen Jean-Michel Landon, die dieser zu der Fotoausstellung „La vie des blocs“ zusammenstellte. Der junge Fotograf wurde in Créteil, einem der viel diskutierten Banlieues in der Umgebung von Paris geboren. Heute hält er mit seinen Schwarz-Weiss-Fotos das Leben der Menschen im Schatten der Wohntürme fest. Er dokumentiert ungeschönt und ungefiltert, aber immer mit Respekt. Seine Aufmerksamkeit richtet er besonders auf die Kinder und Jugendlichen, die er mit sensiblem Blick porträtiert.

Behzad Karim Khani war noch keine zehn Jahre alt, als er mit seiner Familie aus dem Iran nach Deutschland floh und im Ruhrgebiet in einer Hochhaussiedlung landete. In seinem gefeierten Romandebut „Hund, Wolf, Schakal“ verarbeitet er seine Erinnerungen an seine Jugend in dieser Umgebung, wobei er die Handlung nach Berlin-Neukölln verlegte. Aus diesem Buch las er einige Passagen. Manche Szene berührte, manche erschütterte sogar, aber immer wieder ging auch ein Schmunzeln durch die Reihen. Denn genau wie Landon, zeigte auch Karim Khani, dass das Leben in solchen Siedlungen nicht ausschließlich trostlos ein musste. 
Zusätzliche Aktualität gewann der Abend durch die Bilder der massiven propalästinensischen Solidaritätskundgebungen in Neukölln, die wenige Tage zuvor über die Bildschirme geflimmert waren. Die eine oder andere Textstelle konnte dabei durchaus einen Hinweis geben, wieso manche Gruppen sich in einer solchen Situation geradezu reflexartig auf die Seite der Palästinenser schlagen.  

Ein bewegender Blick in die deutsch-französische Vergangenheit

Rund um das Leben ihrer Tante und ihren eigenen Lebensweg entwickelte die Autorin einen Roman, mit dem sie ihre Leserinnen und Leser, aber auch die Gäste der Lesung in der Alten Sternwarte, tief in ganz unterschiedliche Befindlichkeiten der deutsch-französischen Beziehungen des vergangenen Jahrhunderts blicken ließ. Die ein in einem kleinen in den Ardennen im Jahr 1916: der 1. Weltkrieg tobt mit unerbittlicher Härte, Deutsche und Franzosen stehen sich unversöhnlich gegenüber. Und mitten drin verliebt sich eine französische Dorfschullehrerin in einen deutschen Offizier. Niemand darf davon erfahren. Schon ein Jahr später wird der deutsche Soldat an einen anderen Standort versetzt, die heimliche Affäre ist beendet. Adrienne, so der Name der Lehrerin, sollte den Rest ihres langen Lebens sich nie wieder binden. Die Erinnerung an ihre große Liebe aber bewahrte sie tief in sich. Als sie fast siebzig Jahre später erfährt, dass ihre geliebte Großnichte, die kleine Marie, von einem großgewachsenen Deutschen aus Bayern ein Kind erwartet, offenbart sie ihr dieses Geheimnis, das sie ein Leben lang bewahrte. Jahre nach dem Tod der Großtante macht sich diese Nichte, die in der Zwischenzeit längst in Süddeutschland lebt, auf Spurensuche. Am Ende der Nachforschungen entstand der Roman „Der Klang des Bleistifts, der zu Boden fällt“.
Tief bewegt lauschten die Zuhörerinnen und Zuhörer der Autorin. Im Gespräch mit LeseZeichen-Kurator Raimund Gründler wurden noch manche Erinnerungen an Schwierigkeiten im deutsch-französischen Miteinander offenbar, die für die Jüngeren im Publikum wie eine kaum nachvollziehbare Erzählung aus längst vergangenen Tagen wirkten.

Mit Laura Cwiertnia von Bremen nach Armenien

Die Alte Sternwarte als Literaturturm – diese Idee stand Pate bei der Gründung der Literaturinitiative LeseZeichen. Da passte es gut, dass zur ersten Lesung in diesem Gebäude nach coronabedingter Pause und Umbau mit Laura Cwiertnia eine junge Autorin mit ihrem Debutroman begrüßt werden konnte. Und diese überzeugte mit ihrer Geschichte einer armenischen Familie.
In „Auf der Straße heißen wir anders“ fächert sie über vier Generationen hinweg deren Leben auf, das von Ortswechsel, von Ankunft und Abreise geprägt ist. Von Bremen-Nord bis Istanbul, von Eriwan bis Jerusalem führte die Reise, auf die Cwiertnia die Zuhörerinnen und Zuhörer mitnahm. Mitte Mai 2022, zum Zeitpunkt als die Lesung stattfand, befand sie sich mit ihrer Schilderung von verlassener Heimat und Neuanfang aber nicht nur im historischen Rückblick sondern auch auf tragische Weise im aktuellen Weltgeschehen.

Im Gespräch mit der Autorin durfte natürlich auch die Frage nicht fehlen, wie viel Autobiographie in dem Roman steckt. Ist sie doch die Tochter eines armenischen Vaters und einer deutschen Mutter. Eine Konstellation, die auch auf die Protagonistin ihres Romans zutrifft. Und wie es sich für eine gute Autorin gehört, blieb die Antwort auf diese Frage etwas unbestimmt. Ein Roman muss immer Luft für die eigene Phantasie der Leserinnen und Leser lassen.

Hildegard Keller begeisterte mit ihrem Roman über Hannah Arendt

 Es war keine Lesung, es war eine Multi-Media-Präsentation, mit der die Schweizer Literaturwissenschaftlerin Hildegard E. Keller die Zuhörerinnen und Zuhörer im Florian-Waldeck-Saal der Reiss-Engelhorn-Museen begeisterte. Ihr Textvortrag mit Auszügen aus ihrem Roman „Was wir scheinen“ und Hannah Arendt ergänzte sie mit Originalaufnahmen eines Fernsehinterviews mit Hannah Arendt und neuen Vertonungen von Gedichten Arendts.

Als Jurymitglied des Ingeborg-Bachmann-Preises bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt von 2009 bis 2019 und als langjähriges festes Mitglied der Kritikerrunde des Literaturclubs, des schweizer Pendants zum Literarischen Quartett, gehört Hildegard E. Keller zu den einflussreichsten Kritikerinnen im deutschsprachigen Raum. Mit entsprechend hohen Erwartungen wurde auf ihren ersten Roman geblickt, der 2021 erschien und aus dem sie in Mannheim las. In diesem Werk begleitet Keller die große deutsch-jüdisch-amerikanische Intellektuelle Hannah Arendt in deren letztem Sommer auf eine Urlaubsreise in die Schweiz und lässt sie auf ihr bewegtes Leben zurückblicken. Arendts große Lebensreise führte von Königsberg über Berlin, Paris nach New York und auch nach Jerusalem, an den Prozess gegen Adolf Eichmann.
Historische Fakten und Fiktion verweben sich in Kellers Roman zu einem Lebensbild. Gerade bei einer so starken, aber durchaus kontrovers diskutierten Persönlichkeit wie Hannah Arendt ist dies ein mutiges und herausforderndes Unterfangen, das aber erfolgreich gelang.

Die Veranstaltung in Mannheim wurde nicht aufgezeichnet. Wir dürfen hier aber den Link zur Mediathek des Schweizer Radios einfügen. Die Originalaufnahmen von Hannah Arendt und die neuen Vertonungen der Arendt-Gedichte, die die Besucherinnen und Besucher in Mannheim so begeisterten, sind auch in der hier hinterlegten Radiosendung zu hören. Der Klick lohnt sich, unabhängig davon, ob es ein „Wiederhören“ oder eine Neuentdeckung werden soll.

Im März 2022 konnten wir wieder Publikum begrüßen

 Hiram Kümper, Professor für Geschichte an der Universität Mannheim, nahm uns mit auf die Spuren der Hanse. Noch Jahrhunderte nach ihrer Auflösung fasziniert die Hanse. Sie gilt als Vorbild für das Prinzip des „ehrbaren Kaufmanns“ und lange bevor die europäische Einigung auf die Tagesordnung der Politik gesetzt wurde, entwickelte sie sich zu einer Wirtschaftsmacht, die Städte in ganz Europa einbezog. Doch wer war die Hanse tatsächlich, wie dachten und handelten ihre Kaufleute? All diesen Fragen stellte sich Hiram Kümper. Und besonders spannend waren natürlich die Fragen, die einen ganz aktuellen Bezug hatten: "Helfen Wirtschaftsembargos" oder "Wie geht man damit um, wenn in einem Bündnis sich nicht alle an Sanktionen beteiligen?". Fragen, denen sich die Hanse im 14. Jahrhundert schon zu stellen hatte und die wenige Tage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine an bedrückender Aktualität gewonnen hatten.

19. Januar 2022: Start ins neue Lesejahr mit Ira Peter

 Das Lesejahr 2022 starteten wir mit Ira Peter. Sie las aus ihren Texten, die im vergangenen Jahr entstanden, als sie mehere Monate als Stadtschreiberin in Odessa lebte. Mit viel Fingerspitzengefühl folgte sie deutschen und jüdischen Spuren, die sich in der dortigen Region noch finden. Ihre Erlebnisse und Erfahrungen verpackte sie in berührende und bewegende Geschichten. Aus diesen Texten las sie im MARCHIVUM, im Gespräch mit LeseZeichen-Kurator Raimund Gründler berichtete sie von weiteren Eindrücken ihres Aufenthalts. 

Die in Kasachstan geborene und seit ihrer Jugend in Deutschland lebende Journalistin und Autorin setzt sich seit 2017 in journalistischen Beiträgen, sozialen Medien, kulturellen Projekten in Deutschland und der Ukraine mit russlanddeutschen Themen auseinander. Große Aufmerksamkeit erzielt ihr Aussiedler-Podcast Steppenkinder. Mit dieser Arbeit möchte sie zu einem ausgewogenen Bild der Deutschen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken in der Öffentlichkeit beitragen sowie Integration und Demokratie fördern.

Das Stadtschreiber-Stipendium des Deutschen Kulturforums östliches Europa, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) dotiert wird, dient dazu, das gemeinsame kulturelle Erbe der Deutschen und ihrer Nachbarn in jenen Regionen Mittel- und Osteuropas, in denen auch Deutsche gelebt haben oder heute noch leben, in der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Es soll darüber hinaus das gegenseitige Verständnis und den interkulturellen Dialog fördern.

Leider musste die Veranstaltung aufgrund der aktuellen Coronalage ohne Publikum stattfinden. Sie wurde aber live ins Internet übertragen und der Stream kann auch jetzt noch abgerufen werden:

29. September 2021: Konzertlesung mit Anja Kampmann

Zum Abschluss der Sommersaison 2021 konnte das LeseZeichen Mannheim gemeinsam mit dem Literaturverein „Räuber 77“ zu einem Lesekonzert mit Anja Kampmann und der Kontrabassistin Sophie Scheifler einladen. Nach Helge Hesse war Anja Kampmann der zweite Gast, mit dem es zu einem Widersehen beim LeseZeichen Mannheim kam.  Im Sommer 2018 gehörte sie zu den ersten Gästen, die Helen Heberer und Raimund Gründler bei einer Lesung ihrer damals ganz frisch gestarteten Literaturinitiative in der Alten Sternwarte begrüßen durften. Mit ihrem für den Preis der Leipziger Buchmesse nominierten Debütroman „Wie hoch die Wasser steigen“ zog die in Leipzig lebende Autorin das Publikum in ihren Bann.
Und auch dieses Mal beeindruckte die junge Autorin wieder. Sie las aus ihrem im Frühjahr erschienenen Lyrikband „Der Hund ist immer hungrig“. Die Gedichte vermitteln dabei den Eindruck des Rückblicks auf die noch gar nicht so lange zurück liegenden Jugendjahre der Autorin. Wobei die Grenze zwischen Erinnerung und Fiktion natürlich offen bleibt. Aus der ländlichen Umgebung des Marschlands mit Schweinebauer und Apfelbäumen hinaus erweitert die Autorin das Spektrum und lenkt den Blick auf zurückliegende und aktuelle gesellschaftliche Probleme, nationalsozialistische Vergangenheit, Kriege und Umweltzerstörung auf. 
In virtuoser Sprache verfasst, machten die Gedichte Freude beim Zuhören lösten gleichzeitig eine ganze Flut von Gedanken aus. Durch die gut abgestimmte musikalische Begleitung des Abends durch die Kontrabassistin Sophie Scheifler gewannen sie zusätzlich an tiefer Wirkung.

25. August 2021: Wiedersehen mit Helge Hesse

"Die Welt neu beginnen" ist eine anspruchsvolle Vorgabe. Der Düsseldorfer Autor Helge Hesse zeigte aber schnell, dass die Umwälzungen, die alle Kontinente Ende des 18. Jahrhunderts erfassten, so gravierend waren, dass diese Titel seines Buchs mehr als zutreffend ist. Die Gäste hörten von Goethe und Franklin, Washington und Mozart, Kant und Watt. Sie folgte dem Autor nach Frankreich und Amerika, in die Südsee und nach Weimar. Zwischendurch machten sie mit Schiller auch Station in Mannheim. Und sie tauchten ein in eine Zeit, in der so gut wie kein Stein auf dem anderen blieb und das entstand, was wir heute „westliches Abendland“ nennen.

Helge Hesse zeigte sich wieder einmal als virtuoser Meister der erzählten Geschichte und der Darstellung von Zusammenhängen und Querverbindungen. Es war ein gelungenes Wiedersehen mit dem Autor, der zwei Jahre zuvor bereits bei einer Veranstaltung des Lesezeichens seine Zuhörerinnen und Zuhörer mit Auszügen aus seinem Buch "Ich stehe hier, ich kann nicht anders" begeisterte. 

4. August 2021: Ein Abend im Gedenken an Hilde Domin

Erstmals lud das LeseZeichen gemeinsam mit dem Mannheimer Literaturverein „Die Räuber 77“ ein. Gewidmet war dieser Abend der großen Dichterin Hilde Domin, deren Todestag sich im Februar 2021 bereits zum 15. Mal jährte. Marion Tauschwitz, die engste Vertraute, Freundin und Mitarbeiterin Hilde Domins, lies die lange in Heidelberg lebende Poetin  unter dem Motto „Ein Lebenslauf in Gedichten von und zu Hilde Domin“ auf der Bühne wieder lebendig werden. Vor den rund 100 Gästen entfaltete sie Lebenslauf, Gedichte und Geschichten von und zu Hilde Domin . 
Eingeleitet wurde der Abend mit einem Beitrag von Manfred Klenk, dem aktiven Mitglied der Räuber 77. Er trug sein in Erinnerung an Hilde Domin entstandenes Gedicht „Zuflucht“ vor. Die filigrane musikalische Umrahmung durch Madeleine Schumacher sorgte zusätzlich für eine ganz besondere Atmosphäre im Zeughausgarten.

19. Juni 2021: Neustart nach Coronapause mit Stefan Bollmann

Nach neun Monaten Pause konnten wir wieder vor Publikum lesen. Und mit Stefan Bollmann durften wir einen Autor begrüßen, der das Publikum auf eine spannende Reise mitnahm. Bei seiner Lesung aus „Der Atem der Welt – Johann Wolfgang Goethe und die Erfahrung der Natur“ führte er die Zuhörerinnen und Zuhörer zum Beispiel an den Rand des Vesuv. Stück für Stück entfaltete Bollmann das Bild des Naturforschers und Naturschriftstellers Goethe und entdeckte dem Publikum so eine Seite des großen Schriftstellers und Gelehrten, die viele noch gar nicht so wahrgenommen hatten. 

10. Februar 2021: Die Lesung mit Frank Winter wurde gestreamt

Mit Mannheim eng verbunden ist der badische Revolutionär Friedrich Hecker. Hier lebte er viele Jahre. Er saß im Gemeinderat und vertrat seine Stadt in der Zweiten Badischen Kammer bevor er nach dem Scheitern der 48er Revolution in die USA auswanderte und sich dort ein neues Leben aufbaute. Basierend auf unzähligen Quellen, unter anderem auch Heckers eigenen Veröffentlichungen, entwickelt der Autor Frank Winter in seinem nah an der Realität angelegten Roman „Den Feigen trifft jeder Lump“ ein farbiges Lebensbild dieses klugen und mutigen Mannes.
Aufgrund der Coronapandemie konnte das Publikum nicht live im MARCHIVUM dabei sein. Die Lesung und das anschließende Gespräch wurden im Internet gestreamt.

6. Oktober 2020: Mit Jana Hensel blickten wir nach Ostdeutschland

Jana Hensel, geboren 1976 in Leipzig, nahm als dreizehnjährige Schülerin an der Seite ihrer Mutter an den Leipziger Monatgsdemonstrationen teil. 2002 wurde sie mit ihrem Porträt einer jungen ostdeutschen Generation »Zonenkinder« schlagartig bekannt. In mehreren Büchern und zahlreichen Artikeln beleuchtet die Autorin und Journalistin seither regelmäßig die Befindlichkeiten der Deutschen aus den neuen Bundesländern und gilt als die Stimme der Ostdeutschen. Der 30. Jahrestag der Wiedervereinigung war der Anlass für das LeseZeichen, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Ausführlich berichtete sie über aktuelle und zurückliegende Stimmungen. Texte aus ihrem Buch „Wie alles anders bleibt – Geschichten aus Ostdeutschland" rundeten den Abend ab.

22. September 2020: Mit Wolfgang Bunzel im Zeughausgarten

Bettine von Arnim wird gerne als Grand Dame der Romantik bezeichnet. Gemeinsam mit ihrem Mann Achim von Arnim, ihrem Bruder Clemens Brentano und Joseph Eichendorff prägte sie die Heidelberger Romantik. Weltruhm erreichte sie aber durch ihren Briefwechsel mit dem großen Repräsentanten der Weimarer Klassik. Drei Jahre nach seinem Tod veröffentlichte sie 1935 unter dem Titel „Goethes Briefwechsel mit einem Kinde“ den regen Austausch, den sie in jungen Jahren mit dem 36 Jahre älteren Johann Wolfgang von Goethe führte. Wenige Jahre später drehte sich das Verhältnis um und Bettine begann einen intensiven und sehr persönlichen Briefwechsel mit dem 32 Jahre jüngeren Studenten Julius Döring.

Dem Frankfurter Literaturwissenschaftler Wolfgang Bunzel ist es zu verdanken, dass diese Briefe nun erstmals vollständig und ungekürzt vorliegen. Er hat sie nach den Originalen editiert und in einem sehr sorgsam gestalteten Band bei Die Andere Bibliothek vorgelegt. Im Zeughausgarten der Reiss-Engelhorn-Museen las er aus diesen Briefen. Ausgewählt wurde dieser Veranstaltungsort natürlich auch im Hinblick auf ein möglichts geringes Coronarisiko. Aber alle Gäste waren sich auch einig, dass es eigentlich keinen besseren Rahmen für diese Lesung geben konnte.

10. September 2020: Krimiabend mit Alexander Hartung

Den Einstand am neuen Veranstaltungsort Eintanzhaus feierte das LeseZeichen mit einer Lesung des Mannheimer Krimitautors Alexander Hartung. Seine Bücher um den Berliner Kripobeamten Jan Tommen sowie den Münchner Ermittler Nik Pohl haben sich über eine Million Mal verkauft und wurden in mehrere Sprache übersetzt. Entsprechend groß war das Interesse an der Veranstaltung. Hartung stellte seinen neusten Roman "Von zerfallen Träumen" vor und berichtete von seinen aktuellen Projekten. Begleitet wurde er vom Hörbuchsprecher Oliver Schmitz.
Ein weiterer Höhepunkt des Abends war eine Tatortermittlung, zu der der Autor das Publikum mitnahm. Jeder konnte so sein Ermittlertalent ausprobieren.

Welttag des Buches fand 2020 im Internet statt

Mit 25 Lesetipps führten wir ab dem 30. März 2020 auf den Welttag des Buchs am 23. April hin. Dies war unsere zweite Online-Aktion um auch während der coronabedingten veranstaltungslosen Zeit mit unseren Zuhörerinnen und Zuhörern in Kontakt zu bleiben. Wir wollten Ihnen Bücher zum selbst Lesen vorschlagen, die wir auch gerne im Rahmen einer Lesung vorgestellt hätten. Der Vorteil dieser Onlineaktion war, dass wir jeden Tag ein Buch auswählen und vorstellen konnten. Eine tägliche Lesung wäre nicht möglich gewesen.

Raimund Gründler, der Kurator des LeseZeichens, wechselte bei seiner Auswahl zwischen Sachbüchern und Romanen ab. Zwei Kinderbücher als Vorleseempfehlung waren dabei und ein Band mit wunderschönen Gedichten. Die Empfehlungen sollten so abwechslungsreich wie das Programm des LeseZeichens sein. Hier können Sie die 25 Lesetipps nochmals nachlesen:
25 LeseZeichen Lesetipps

Welttag der Poesie fand 2020 im Internet statt

Unsere Lesung zum Welttag der Poesie am 21. März 2020 musste aufgrund der aktuellen Entwicklung rund um das Corona-Virus abgesagt werden. Geplant war, dass unsere Gäste in der Alten Sternwarte in einer gemütlichen Nachmittagsrunde ihre Lieblingsgedichte vortragen.
Ganz auf den Austausch wollte das LeseZeichen aber nicht verzichten. Deshalb verlegte das LeseZeichen den Welttag der Poesie dieses Jahr im Internet. Aus "Mannheim liest Gedichte" wurde "Mannheim schreibt Gedichte". Alle Freundinnen und Freunde der Poesie waren eingeladen, ihr Gedicht, das sie sonst gerne vorgetragen hätten, schriftlich beim Lesezeichen einzureichen. Es kam eine sehr interessante Sammlung zusammen, die Sie hier finden:
Alle Gedichte

23. Januar 2019: Mit Helge Hesse in Zitaten durch die Weltgeschichte

Einen abwechslungsreichen Abend erlebten die Zuhörerinnen und Zuhörer im MARCHIVUM mit Helge Hesse. Dem in Düsseldorf lebenden Autor gelingt es, mit seinen originellen und tiefgründigen Büchern, historische und philosophische Zusammenhänge einprägsam und wirkungsvoll zu erklären. An diesem Abend las er aus seinem Bestseller »Hier stehe ich, ich kann nicht anders: In 85 Sätzen durch die Weltgeschichte«. Und so wurde an diesem Abend klar, was es mit dem berühmten Zitat „Wenn sie kein Brot haben, so sollen sie doch Kuchen essen“ auf sich hat. Und ebenso, dass es vermutlich gar nicht von der Person stammt, der es in der Überlieferung zugeschrieben wird. Sehr nachdenklich wurde das Publikum, als Hesse seinen Text über die „Banalität des Bösen“ von Hannah Arendt vortrug.

Landesrabbiner Joel Berger las und erzählte aus seinem Leben

Joel Berger, der langjährige Landesrabbiner von Württemberg  ist ein Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts, wie es nur noch wenige gibt.
In Budapest geboren und aufgewachsen, überlebte er die Ära der Nationalsozialisten, den 53er-Aufstand und die ersten Jahre des Sozialismus in Ungarn. Er floh nach Deutschland und wirkte hier über Jahrzehnte am Wiederaufbau jüdischen Lebens mit. Joel Berger ist eine faszinierende Persönlichkeit. Ihm zuzuhören macht Freude. Mit Auszügen aus seinen Lebenserinnerungen "Der Mann mit dem Hut" fesselte er die über 200 Zuhörerinnen und Zuhörer, die in die Reiss-Engelhorn-Museen gekommen waren. Seine Geschichte und Geschichten rührten die Zuhörer an, sie machten nachdenklich – und trotzdem auch lachen.

Eine Schülergruppe des Mannheimer Ursulinengymnasiums verfasste nach diesem Abend einen sehr interessanten Bericht:
Zum Bericht des Ursulinengymnasiums

9. März 2019: Professor Boehncke begeistert mit Goethes Großvater

Einen solchen Andrang hatte das LeseZeichen noch nicht erlebt. Kaum war die Ankündigung im Mannheimer Morgen erschienen, waren die Plätze für die Carl-Theodor-Stube im Café Herrdegen restlos ausgebucht. Und die Gäste wurden nicht enttäuscht. Professor Heiner Boehncke, einer der drei Autoren des Werks "Monsieur Göthe - Goethes unbekannter Großvater" riss mit seiner gekonnten Mischung aus Erzählung und Lesung mit. In gemütlicher Kaffeehausatmosphäre rollte er vor den Gästen ein spannendes Stück Kultur- und Sozialgeschichte aus.
Die Zuhörer begleiten Friedrich Georg Goethe auf seiner Wanderschaft durch Frankreich und bei seinen Geschäftsaktivitäten in Frankfurt. Und sie erfuhren unter anderem, wie dieser Mann den materiellen Grundstein für die geistige Entfaltung der nächsten Generationen seiner Familie legte.

4. April 2019: Lesung mit Gesang im MARCHIVUM

Als es darum ging, mit einer Veranstaltung im Jahr 2019 auch an die Gründung der Weimarer Republik vor 100 Jahren zu erinnern, fiel die Auswahl schnell auf den Historiker Peter Reichel: Stellt er mit Hermann Müller doch einen Politiker in den Mittelpunkt, der mit Mannheim auf vielfältige Weise verbunden ist: Hier wurde er 1876 geboren, hier verbrachte er seine ersten sechs Lebensjahre und 1906 wurde er auf dem Mannheimer Reichsparteitag der SPD im Rosengarten zum hauptamtlichen Parteisekretär gewählt. Dies war der Grundstein für seine weitere Karriere.
Autor Peter Reichel präsentierte sein Buch im April 2019 im MARCHIVUM auf eine ganz besondere Weise: gemeinsam mit deIm Schauspieler und Sänger Erich Schaffner gestaltete er eine szenische Lesung. Seine Textpassagen wechselten sich mit Liedern aus Lieder aus der Zeit der Weimarer Republik mit Texten von Berthold Brecht, Kurt Tucholsky und Walter Mehring ab. Eine Epoche wurde lebendig.

16. Oktober 2019: Lesung mit Wolfgang Brenner

Siebzig Jahre zurück führte der Journalist Wolfgang Brenner die Gäste im MARCHIVUM mit seiner Lesung aus dem Buch: „die ersten Hundert Tage – Reportagen vom deutsch-deutschen Neuanfang 1949“. Dabei lag sein Fokus nicht auf den großen Ereignissen, wie Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der DDR oder Parlamentswahlen. Er richtete seinen Blick auf die kleinen Ereignisse, die sich in diesem Rahmen abspielten. Beispielsweise auf den im Rückblick geradezu skurril anmutenden Traum vom großen Geld durch den Handel mit einem vermeintlichen Uranblock, der vor dem Frankfurter Schwurgericht endete. Brenner entfaltete ein spannendes Kaleidoskop und zeigte, wieso er zu Recht als Spezialist für historisches Erzählen gilt.

6. Oktober 2018:   Anja Kampmann in der Alten Sternwarte       

Mit Anja Kampmann konnte das LeseZeichen eine vielversprechende Nachwuchsautorin in der Alten Sternwarte begrüßen. Sie las aus ihrem Debutroman "Wie hoch die Wasser steigen". Kampmann, die in ihrer Arbeit zwischen Belletristik und Lyrik wechselt, war mit diesem Roman unter anderem auch für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Moderiert wurde die Lesung durch den langjährigen Suhrkamp-Verleger Rainer Weiss, der dem LeseZeichen auch den Tipp gegeben hatte, diese interessante Autorin einmal einzuladen.

19. November 2018:   Faktencheck mit Armin Nassehi      

„Kann man den Medien überhaupt noch glauben?“, „Wie unterscheidet man Fakten von Fake News?“, „Was ist überhaupt die Wahrheit?“ und „Wie verändert sich unsere Gesellschaft durch ständige Fake News?“- Fragen über Fragen, die in einer aufgewühlten Republik nahezu täglich diskutiert werden und denen das LeseZeichen im Rahmen einer Lesung mit Diskussion nachgehen wollte. Mit dem Kursbuch-Herausgeber  Armin Nassehi wurde dafür genau der richtige Gesprächspartner eingeladen. Der Münchner Soziologieprofessor gehört mit seiner intensiven Publikationstätigkeit zu den wichtigsten und bekanntesten Analytikern gesellschaftlicher Vorgänge und Entwicklungen im Land. Seinem einführenden Vortrag folgte ein Gespräch unter der Überschrift „Medien und Glaubwürdigkeit“ mit Marco Pecht, Redakteur des Mannheimer Morgens. Der Wissenschaftler und Analytiker traf auf einen Vertreter der täglichen Medienarbeit. Die rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörer im MARCHIVUM folgten gebannt.
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