Auch als Person blieb Sappho bis zum heutigen Tag ein Teil der europäischen Kulturgeschichte. Zahlreiche Opern wurden ihr gewidmet, Autoren, von Boccaccio über Grillparzer bis hin zu Baudelaire befassten sich mit ihr. Raffael verewigte sie in den Gemächern des Apostolischen Palasts im Vatikan (Stanzen des Raffael in den Vatikanischen Museen) und viele Maler aller Epochen machten sich im wahrsten Sinnes des Wortes ihr Bild von der Künstlerin. In allen Sparten der Kunst waren oft wilde Fantasien der Auslöser, die sich um ihre Rolle als Leiterin des Mädchenpensionats in Mytilini rankten. Junge Mädchen wurden hier in Sangeskunst und guten Manieren ausgebildet. Sie wurden in die Götterdienste eingewiesen und sollten Sinn für Schönheit und Lebensart gewinnen. Manche der verbliebenen Fragmente von Sapphos Gedichten wurden als Liebeserklärungen an ihre Schülerinnen verstanden. Lesbos wurde zum Namensgeber der lesbischen Liebe, der Liebe unter Frauen. Bei nüchterner Analyse ihrer Gedichte, die sich teilweise an Männer, teilweise an Frauen richteten, muss man aber auch hier wieder einmal sagen, zu beweisen ist nichts.
Einige schöne Exponate aus der Zeit Sapphos finden sich in den beiden archäologischen Museen von Mytilini. Diese sind allerdings im Internet nicht sehr präsent. Deshalb empfehlen wir für diese Station der Lesereise ein Buch: die Schriftstellerin Eva Demski geht in dem kleinen Band „Lesbos – Sappho und ihre Insel“ den Spuren der Dichterin auf Lesbos nach. Sehr einfühlsam bringt sie uns Person, Heimat und Werk Sapphos nahe.