Der Palast wurde nie wieder in seiner Gesamtheit hergestellt. Aber die noch stehende Fassade des zum Dorfplatz hin ausgerichteten Hauptgebäudes wurde genutzt, um hier ein neues Rathaus zu errichten. In das Treppenhaus und einen Saal zog ein Museum ein, das die Familie Tomasi di Lampedusa, den großen Schriftsteller Guiseppe und vor allem den Roman „Der Leopard“ – im Original übrigens „Il gattopardo“ würdigt. Die Ruinen der Kirche wurden für ein zweites Museum genutzt. Hier wird mit Fotos, Schautafeln und unter den Trümmern geborgenen Objekten dem untergegangenen Dorf und der tragischen Nacht des 15. Januars gedacht.
Steht man vor den Überbleibseln der einstigen Herrlichkeit der Salina/Tomasi di Lampedusa, so kommt man an dem Gedanken nicht vorbei, dass das Erdbeben vollendete, was Guiseppe Tomasi di Lampedusa in seinem Roman beschrieb: den Untergang der Familie. Alle anderen Paläste, Gartenanlagen und Häuser waren spätestens zu Lebzeiten des Autors verloren gegangen. Der Erhalt wurde von Jahrzehnt zu Jahrzehnt schwieriger und irgendwann unmöglich. Selbst der Familienpalast und Stammsitz des Geschlechts im Herzen Palermos musste zuerst teilweise vermietet werden. Im April 1943 ging er endgültig verloren: bei einem amerikanischen Luftangriff auf die Altstadt Palermos wurde er in Schutt und Asche gelegt. In den Ruinen entstand unter Nutzung erhaltener Gebäudereste eine Wohnanlage mit 37 Luxuswohnungen. Auch ein Hinweis auf die nahezu unüberschaubare Größe eines solchen Adelspalastes. Was bleibt ist das literarische Denkmal.
Zweihundert Kilometer östlich von Santa Margherita di Belice findet man übrigens in der Nähe des wunderschönen Barockstädtchens Ragusa ein kleines, zinnenbekröntes Schlösschen, das tatsächlich Donanfugata heißt. Trotz der Namensgleichheit hat es direkt nichts mit unserem Roman zu tun. Es vermittelt aber einen Eindruck adeligen Lebens im 18. und 19. Jahrhundert. Luchino Visconti, und damit entsteht doch noch eine Verbindung zum Donnafugata des Romans, nutzte den kleinen Palast 1963 für die Dreharbeiten seiner bis heute geschätzten und immer wieder gezeigten Verfilmung des Romas mit Burt Lancaster, Claudia Cardinale und Alain Delon. Sicher hat auch dieser Film zu der bis heute andauernden Popularität des Buches beigetragen und dafür gesorgt, dass der Begriff „Der Leopard“ gerne mit starken Familienoberhäuptern in Verbindung gebracht wird.
Regelmäßig ist der Roman außerdem mit einem Zitat in vielen gesellschaftspolitischen Diskussionen präsent, von dem viele gar nicht mehr wissen, dass es aus „Der Leopard“ stammt: „Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, dann ist nötig, dass alles sich verändert.“ sagt der junge Tancredi zum Onkel, dem Fürsten, als er sich den Männern Garibaldis anschließt. (Oder in der neuen Übersetzung von Burkhart Kroeber aus dem Jahr 2019 „Wenn wir wollen, dass alles so bleibt wie es ist, muss alles sich ändern.“)