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Ein neues Meisterwerk von Patrick Modiano

Raimund Gründler • 28. März 2021

Der Literaturnobelpreisträger mit unsichtbarer Tinte

Es passiert immer wieder: ein Mensch verschwindet von einem Tag auf den anderen und selbst engste Freunde können es sich nicht erklären. Ist etwas passiert – oder hat der- oder diejenige sich abgesetzt, weil er an einem anderen Ort ein neues Leben beginnen möchte?

Mit genau so einer Situation konfrontiert der französische Nobelpreisträgers Patrick Modiano den Ich-Erzähler in seinem neuen Roman. Warum verliert sich Mitte der 60er des vorigen Jahrhunderts mitten in Paris plötzlich die Spur von Noëlle Lefebvre. Wer ist sie überhaupt? Jean Eyben ist knapp zwanzig, als er in einer Pariser Detektei auf diesen Fall angesetzt wird. Alle Hinweise führen ins Leere, doch das Rätsel lässt Jean auch Jahre später nicht los. In unregelmäßigen Abständen greift er im Laufe der nächsten Jahrzehnte das Thema auf, obwohl es schon lange nicht mehr sein beruflicher Auftrag ist. Er findet Personen aus dem Umfeld der Verschwundenen, entdeckt einzelne Facette ihres Lebens und doch scheint sich der Schleier nicht zu lüften, der sich um ihr Leben und ihr Verschwinden legt.
„Unsichtbare Tinte“ ist ein typischer Modiano-Roman: Identitätssuche, Vergessen und Erinnerung sind zentrale Elemente, die durch filigran herausgearbeitete Feinheiten der Wahrnehmung ihre besondere Wirkung entfalten. Und natürlich dürfen die Streifzüge durch Paris nicht fehlen, die die Werke des vielfach ausgezeichneten Autors stets prägen. Wobei der Abstecher nach Rom im neuesten Werk einen bemerkenswerten Kontrastpunkt setzt. Der kleine Roman verblüfft und berührt. Er zieht die Leserinnen und Leser förmlich in die Geschichte hinein – und am Ende lässt er sie überrascht und fasziniert wieder in ihren Alltag hinaustreten.

"Unsichtbare Tinte" von Patrick Modiano ist erschienen im Hanser Verlag, 114 Seiten, 20,00.-- €.
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