Neu im Jahr 2021: wöchentliche Buchtipps im Newsletter
Raimund Gründler • 6. Januar 2021
Das erste Buch der Woche ist ein Lyrikband

Eine neue Rubrik wurde zu Beginn des Jahres 2021 im LeseZeichen-Newsletter eingeführt: der wöchentliche Buchtipp. . In jedem Newsletter wird künftig ein „Buch der Woche“ vorgestellt. Dabei werden sich in guter LeseZeichen-Manier Belletristik, Lyrik, Sachbücher und Jugendbücher abwechseln.
Den Start dieser neuen Reihe machte eine ganz spezielle Lyrik-Sammlung.
Im Herbst 2020 legte die Göttinger Literaturwissenschaftlerin Anna Bers mit „Frauen | Lyrik – Gedichte in Deutscher Sprache“ einen spektakulären Band vor. Auf fast 900 Seiten versammelt sie über 500 Gedichte von Autorinnen und Autoren aus zehn Jahrhunderten. Mit ihrer Auswahl eröffnet sie einen neuen Blick auf Lyrik von, über und unter Frauen, beginnend bei Hrotsvit von Gandersheim, Hildegard von Bingen, Walther von der Vogelweide und
Gleichzeitig wird deutlich, welch großen Beitrag Frauen zur Entwicklung der Lyrik in unserer Sprache beigetragen haben. Und es eröffnen sich unterschiedliche Perspektiven auf die sich wandelnde Wahrnehmung der Rolle und Position der Frauen im Laufe der Jahrhunderte. Bewusst beschränkt sich Bers dabei nicht nur auf Werke von Frauen, die aus der Perspektive der Frau auf die Frau faktisch eine Innensicht aufzeigen. Genauso wichtig sind ihr Wahrnehmungen und Zuschreibungen durch die Männer.
Und vollkommen unabhängig von allen gesellschaftlichen Überlegungen ist „Frauen | Lyrik - Gedichte in Deutscher Sprache“ eine wunderschöne Lyriksammlung, die zu einem poetischen Spaziergang durch die Jahrhunderte einlädt.
„Frauen | Lyrik - Gedichte in Deutscher Sprache“, Im Auftrag der Wüstenrot Stiftung herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Anna Bers, erschienen im Reclam Verlag. 879 Seiten, 28 Euro.

Am 27. Januar 2025 jährt sich zum 80igsten Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Seit 1996 wird dieser Tag in Deutschland als offizieller Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus begangen, 2005 erklärten ihn die Vereinten Nationen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. In einer Zeit, in der Dinge, die jahrzehntelang als unsagbar galten, plötzlich wieder ungeniert verbreitet werden, in einer Zeit, in der wieder die Entrechtung von Menschen gefordert wird, ist so ein Gedenktag wichtiger und notwendiger denn je. Dabei kommt den Stimmen der Überlebenden eine ganz besondere Bedeutung zu. Sie dürfen nicht in Vergessenheit geraten und müssen uns Mahnung für unser Handeln sein. Achtzig Jahre nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Terrorsystems wird die Zahl der Zeitzeugen leider von Jahr zu Jahr geringer. Immer weniger Menschen können den nachfolgenden Generationen aus eigener Erfahrung von den Schrecken der nationalsozialistischen Herrschaft berichten. Immer seltener werden damit die Stimmen, die aus eigenem Erleben berichten können, zu welchen Exzessen totalitäre Systeme führen können und was es bedeutet, wenn die Bewahrung der Würde jedes einzelnen Menschen unabhängig von seiner Herkunft und Religion nicht mehr oberste Maxime eines Staates ist. Umso wichtiger ist es, dass die Texte, die uns Überlebende hinterlassen haben, von Generation zu Generation weitergegeben werden. Sie machen am Einzelschicksal deutlich, was die totale Entrechtung jeweils für einen einzelnen Menschen bedeutete. Solche Bücher müssen immer wieder neu diskutiert und weiter gegeben werden damit die Erinnerungen dieser Menschen im öffentlichen Gedächtnis nicht verblassen. Drei dieser Bücher wollen wir Ihnen heute am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus besonders empfehlen. Max Mannheimer: Drei Leben - Erinnerungen „Drei Leben“ das sind die unbeschwerte Jugend vor dem Anschluss des Sudentenlandes an das Deutsche Reich, das Überleben der Konzentrationslager Auschwitz und Dachau, und das Leben danach, das Mannheimer trotz seiner Erlebnisse tatkräftig und optimistisch gestaltete. Primo Levi: Ist das ein Mensch Der Bericht des italienischen Ausschwitz-Überlebenden wurde bereits 1947 veröffentlicht. Er gehört also zu den frühesten niedergeschriebenen Zeugnissen. Bis heute gilt er als eine der eindrucksvollsten Beschreibungen des Terrors und des Schreckens in den Konzentrationslagern. Ginette Kolinka: Rückkehr nach Birkenau – Wie ich überlebt habe Kolinka wurde aus ihrer französischen Heimat nach Auschwitz verbracht. Durch den nüchternen Stil ihrer Erzählung erfassen die Schrecken des Lageralltags mit Angst, Hunger, Dreck und Gestank die Leserinnen und Leser besonders unvermittelt. Dies sind nur drei Leseempfehlungen. Viele andere Lesenswerte Bücher bleiben ungenannt. Eine viel umfassendere Liste hat das Kulturmagazin Perlentaucher zusammengestellt, die wir Ihnen empfehlen und die Sie hier finden .

Schon über zwei Monate tobt der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Intensiv wird in Deutschland die Frage diskutiert, wie vor diesem Hintergrund mit russischer Kultur und russischen Künstlern in Deutschland umgegangen werden soll. Wir stellen Ihnen heute einen Roman vor, der einen Blick ins oppositionelle Russland gewährt, der aber auch erahnen lässt, wieso eine wirkungsvolle Opposition gegen Wladimir Putin schon in den letzten Jahren nicht zustande kam.